Smogalarm der Stufe drei für das Ruhrgebiet ausgelöst

18: Junin 2023 I ueckendorf-aktuell.de W. Müller

Am Freitagnachmittag des 18. Januars 1985 wurde im Ruhrgebiet zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Smogalarm der Stufe drei ausgelöst.

NRW-Arbeits- und Gesundheitsminister Friedhelm Farthmann (SPD) hat die Alarmstufe aufgrund der Luftverschmutzung durch Schwefeldioxid und Schwebstaub ausgelöst, die an einigen Messstellen den Grenzwert von 1,7 Milligramm pro Kubikmeter überschritten hat. In großen Teilen des Ruhrgebiets durften keine Autos fahren, Industriebetriebe mussten ihre Produktion einschränken und der Schulunterricht fiel vorläufig aus. Die höchste Alarmstufe galt für das westliche Ruhrgebiet, einschließlich der Städte Bottrop, Duisburg, Essen, Krefeld, Mülheim an der Ruhr sowie Teile des Kreises Wesel. Für das östliche Ruhrgebiet mit den Städten Dortmund, Bochum, Hagen und Gelsenkirchen galt weiterhin die Alarmstufe zwei, die am Freitagmorgen ausgerufen worden war. Dort bestand kein Fahrverbot, sondern nur zeitliche Einschränkungen.

Die Ursache für den Smog war eine sogenannte Inversionswetterlage, bei der sich eine Warmluftschicht über kalte Januarluft am Boden geschoben hatte und den Luftaustausch blockierte. Autos verstärkten die Smoglage, indem sie Abgase und Staub in die Luft bliesen. Die größten Luftverschmutzer waren jedoch Kraftwerke und industrielle Betriebe, die ungefiltert Schwefeldioxid über ihre Schornsteine freisetzten. Nur genügend Wind konnte die Situation entschärfen, doch dieser ließ auf sich warten. Erst am 20. Januar, fünf Tage nach den ersten Warnmeldungen am 16. Januar, fielen die Messwerte so weit, dass der Smogalarm aufgehoben werden konnte.

Das Problem war jedoch nicht nur hausgemacht. “Unser Wintersmog war auch zu einem ganz erheblichen Anteil damals immer mit Emissionen aus Ostdeutschland verbunden, weil das meistens bei Wetterlagen auftrat, die mit Ostwind verbunden waren”, sagt Ulrich Quass, Umweltchemiker am Institut für Energie- und Umwelttechnik in Duisburg. Dass ausgerechnet das Ruhrgebiet mit dem Smogalarm bundesweit Schlagzeilen machte, lag paradoxerweise auch an einer verhältnismäßig fortschrittlichen Umweltpolitik. NRW hatte nämlich als erstes Land eine neue Bundesvorgabe umgesetzt und eine strengere Smogverordnung beschlossen. “Smog gab es 1985 von Hamburg bis Hessen, selbst in der Lüneburger Heide wurden Konzentrationen gemessen, die für Alarmstufe zwei ausgereicht hätten”, so der Umwelthistoriker Frank Uekötter. “Nur existierten dort noch keine juristisch verbindlichen Smog-Verordnungen.”

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