Foto: © ueckendorf-aktuell.de Willi Müller
Ein Blick auf Pierre-Héli Monots „Hundert Jahre Zärtlichkeit“
Im politischen Aufruhr des 20. Jahrhunderts, das von revolutionären Bewegungen und radikalen Umbrüchen geprägt war, nahm der Surrealismus eine besondere Rolle ein. André Bretons „Erstes Surrealistisches Manifest“ von 1924 stellt einen Moment künstlerischer und politischer Provokation dar. Die Surrealisten, die sich nicht nur als Künstler, sondern auch als Denker verstanden, versuchten mit ihren Werken und Schriften die Widersprüche des bürgerlichen Zeitalters aufzuzeigen und das bürgerliche Weltbild herauszufordern. Der Surrealismus war weniger eine flüchtige Avantgarde als vielmehr ein tiefgehendes politisches und philosophisches Programm, das das Bürgertum zur Selbstreflexion und zu einer Auseinandersetzung mit seinen eigenen Widersprüchen aufforderte.
In seinem aktuellen Buch Hundert Jahre Zärtlichkeit widmet sich Pierre-Héli Monot diesem faszinierenden historischen Phänomen und beleuchtet die politische Dimension des Surrealismus im Kontext der heutigen Gesellschaft. In einer Zeit, in der die bürgerliche Klasse zunehmend ihre Klasseninteressen verliert und mit einer tiefgreifenden gesellschaftlichen Spaltung und wachsender Ungleichheit konfrontiert ist, bietet der Surrealismus einen radikalen Freiheitsbegriff, der es uns ermöglicht, über eine Politik der Möglichkeiten nachzudenken. Doch dieser Blick auf den Surrealismus ist nicht nur eine nostalgische Rückschau, sondern eine Einladung, die surrealistische Denkweise als lebendigen Ausgangspunkt für heutige politische Bewegungen zu begreifen.
Monot fordert eine neue Auseinandersetzung mit dem Erbe des Surrealismus – nicht als abgeschlossene historische Bewegung, sondern als Ausgangspunkt für eine kritische Auseinandersetzung mit unserer Gegenwart. Das Surrealistische Programm, das auf minimale, aber grundlegende Ansprüche an die Redlichkeit und Folgerichtigkeit des Bürgertums setzt, stellt eine provokante Grundlage dar, um die politischen und gesellschaftlichen Strukturen von heute herauszufordern. Zugleich weist Monot darauf hin, dass die radikale Freiheit, die im Surrealismus gedacht wird, mit einer Enthemmung der sozialen Ordnung einhergeht – ein Preis, den die Gesellschaft möglicherweise zu zahlen hat.
Im Rahmen einer Veranstaltung bei readymade in Gelsenkirchen wird Monot sein Buch vorstellen und in einer spannenden Diskussion die politischen und ästhetischen Dimensionen des Surrealismus reflektieren. Moderiert wird der Abend von Lukas Hermann.
Wann?
- Februar 2024, 20 Uhr
Wo?
readymade, Bochumer Str. 108, 45886 Gelsenkirchen
Eintritt?
Erwachsene: 8 €
Schüler:innen/Studierende: frei
Kartenreservierung:
hallo@readymadebooks.de
Seien Sie dabei und lassen Sie sich von einer der wichtigsten politischen und künstlerischen Strömungen des 20. Jahrhunderts in die Gegenwart entführen!
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